A-Capella Abend mit SixPack – ein tolles Erlebnis

Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schön so spät?“ Ja, leider! Gerne hätten sich die über 200 Besucher des Six Pack-Gastspiels nach diesem Lied noch ein bisschen unterhalten lassen, aber irgendwann ist eben Schluss!

Gute Unterhaltung darf auch gerne etwas länger, und was da in gut zwei Stunden über die Bühne gegangen war, hat es in Brand lange nicht mehr gegeben. Eine blödsinnige Geschichte hatte sich das „Sechserpack“ ausgedacht, so sinnlos, dass es kaum noch sinnloser geht und das mit Personen, denen peinliche Dummheit geradezu ins Gesicht geschrieben ist. Man muss sie mögen, die sechs „Märchenfiguren“, angesichts derer sich die Gebrüder Grimm wohl noch einmal im Grabe umgedreht hätten. Der „König von der Bitburg“, die Prinzessin mit einem kitschigen Diadem, das einen Glatzkopf krönte und die dazu auch noch „was an der Erbse hatte“, der tablettensüchtige, in der Entwicklung weit zurückgebliebene Prinz, die befriedigende Fee, der Zwerg und das bitterböse Böse. Sie machen sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen, erlösenden „King of Kings“, stolpern dabei durch den dunklen Wald, in dem leider nicht gesungen werden darf, weil dort im Märchenwald die hänselnde Gretel die Macht übernommen und Gesang verboten hat.Immer wieder kriegen sich die Sechs in die Wolle, wenn sie vom Weg abkommen und in der Realität landen und das stets zur Freude der Zuhörer, für die das Taschentuch zum Abwischen der Tränen zu einem wichtigen Utensil wird.

Je dümmer desto lustiger, wobei vor allem der Prinz glänzt, den Vater König partout nicht loben mag. Oder doch, zumindest im Ansatz, als er seinem Sohn erklärt, dass es „wohl niemanden gibt, der an seiner grenzenlosen Inkompetenz zweifelt.“ Das hat er ganz schnell „kapiert“: „Aber Papa, das mit dem Pippi ist doch schon viel besser geworden!“ Da kann der König nur noch abwinken und sich wundern, dass der andere sein „Sufflaki“ trägt und auf sein Metaxa wartet, das zu früh abgefahren ist. Spuren von Elvis glauben sie schließlich doch gefunden zu haben, etwa in Form einer Brille. Da steht nun leider „Calvin Klein“ drauf und schon ist die Spur wertlos. Sie wird dem Kleinsten in die Hände gedrückt, dem Zwerg. Der aber ist an diesem Abend einfach der Größte!

In diesem chaotischen märchenhaften Rahmen, dem jegliche Spur von Sinn fehlt, läuft wunderbar kunstvoller A-Capella-Gesang ab. Eine, bis in alle Einzelheiten, durchimprovisierte Show erleben die Zuhörer im Saal, einen verrückten Haufen, der sich als glänzende A-Capella-Formation präsentiert mit hervorragenden Stimmen, reizvolle Arrangements zum Besten geben und das alles in exzellenter Harmonie. Und da ist eben dieser Kleine, der das alles noch einmal toppt: Würden die hierzulande bekannten A-Capella-Ensembles ihren besten Counter-Tenor suchen; nur er käme in Frage und so manche Sopranistin könnte sich von seiner Stimme ein Stück abschneiden bezüglich Leichtigkeit und Reinheit. Er verzückt immer wieder zwischen Wortspielen und Blödeleien, reißt nach einer Marylin-Monroe-Parodie die Zuhörer zu wahren Begeisterungsstürmen hin, übernimmt auch bei einem Boney-M.-Medley die Führung und lässt schließlich auch „das Schiff“ von Nana Mouskouri ankommen. Man kann`s nicht glauben! Dann gibt es noch das „Hijo de la luna“ und dann hält es keinen mehr im Zuschauerraum.

Nach zwei Stunden einschließlich Pause ist die perfekt inszenierte musikalische Sause fast zu Ende, aber eben nur fast. Nun soll er „Blue Bayou“ auf deutsch singen, der Bernd Esser, der „Zwerg“ mit der Riesenstimme. Leider gelingt die Zauberei nicht und statt eines klaren Soprans gelingen nur noch herausgepresste Liedfetzen. Das macht ihn rasend und nun wird der Franke gar zum Sachsen und im übelsten Dialekt beschimpft er seine Musikerkollegen. „Meine Karriere ist zu Ende!“ Natürlich nicht, doch der Abend in Brand mit einer vielversprechenden Ankündigung: „Heute ist nicht alle Tage. Wir kommen wieder, keine Frage!“ Der Theatergruppe ist dieser absolut chaotische und musikalisch hochwertige Abend zu verdanken. Mal schau`n, ob es vielleicht in einigen Jahren zum dritten Gastspiel von „SixPack“ in Brand kommt.