Königlich bayerischer „Theaterbiergarten „
Ein Kunstwerk oder besser gesagt ein Kunststück – was die Theatergruppe diesen Sommer auf die Beine gestellt hat. Verkehrte Welt wird sich so manch einer gedacht haben, wo doch immer Sommer bis jetzt immer die Jugendgruppe gespielt hat. Aber vor Herausforderungen hat sich die Brandner Laienspielgruppe ja noch nie gescheut und davon gab es heuer einige zu bewältigen. „Hast du Lust mit Theater zu spielen?“ klingt es vom anderen Ende des Telefons, „In vier Wochen ist die Aufführung“. 28 Tage also, dann musste alles sitzen und stehen, der Text, die Bühne, die Technik, die Kostüme, das Make-Up und das „Drumherum“. Na dann schau mer mal.
Am 20. Juli war es dann soweit, im königlich bayerischen Theaterbiergarten wurde das Publikum ins Jahr 1882 entführt. Die Zeit in der das Amtsgericht zu Kemnath einen neuen Gerichtsdiener bekam – Vitus Pfingstl (Helmut Prechtl) aus Brand – ein pflichtbewusster Mann, der den Anweisungen des Hohen Rats (Bernhard Schindler) ohne wenn und aber Folge leistete. Drei kuriose Streitigkeiten hatten die beide an diesem lauen Sommerabend zu klären.
Das Kunstwerk
Gleich zu beginn des Stücks zeigt der Künstler Tatäus Schönherr seine Liebe zur Kunst, als er beim Anblick des königlichen Portraits (das unserem Bürgermeister Ludwig König zeigt) ins schwärmen gerät, doch diese liebliche Stimmung hält nur solange bis seine Widersacherin die Huber Bäuerin (Maria Schindler) die Bühne betritt. In dieser Verhandlung hat der Richter (Bernhard Schindler) viel zu tun, er muss die beiden Streithähne – und vor allem die vorlaute Huber Bäuerin – immer wieder um „RUHE!“ bitten. Ein Abbild von sich als Statue, das ihr so ganz und gar nicht gefällt, soll ihr der Künstler für Kost und Logis untergejubelt haben. Doch auch ihr Mann (Christian Brunner) will seiner Frau nicht wirklich weiterhelfen und ist eher daran interessiert, wie sie der Richter zum Schweigen gebracht hat. Nach langen Erklärungen, dass die Kunst „frei und unabhängig“ bleiben muss, wird der Huber Bäuerin das unansehnliche Kunstwerk zugeschrieben. Doch als am Ende der Kunstbeauftragte des Königs (Florian Schreyer) die Bühne betritt wendet sich das Blatt und die Huber Bäuerin stellt fest, dass sie ein Kunstwerk ist.
Die Revoluzzerin
Um Punkt zehn Uhr freuen sich der Ökonom Öttl (Rudi Söllner) und sein Companion der Bürgermeister Pfaffinger (Stefan Jungnickl) bereits, dass ihre Gegenspielerin zu spät ist und auch der Richter und Vitus Pfingstl hoffen ein baldiges Ende Verhandlung um noch ein paar Weißwürste im Biergarten zu ergattern. Auf Befehl des Richters macht sich Pfingstl, dann aber doch auf die Suche nach Konstanze Stöckl (Veronika Kraus), eine resolute Frau, die die Herren im Anschluß sehr schnell einschüchtert. Es wird geschrien und geschimpft und sogar die Künste der „Frauensportgruppe Fortuna Maxvorstatus“ ausgepackt. Bis die Herren Öttl und Pfaffinger endlich klein beigeben – auch der Herr Richter hat dem aufgrund eines unglücklichen Umstands nichts mehr hinzuzufügen. Dem kann auch die Kreithofer Kresenz, Kellnerin in der Post (Sabine Erhardt) mit ihrem insistierenden Auftritt am Schluss nur noch zustimmen.
Der dreifach Salto
Laute Zirkusmusik ertönt und wenige Minuten später ist der leere Gerichtssaal schon zur Manege umfunktioniert in der der italienische Zirkusdirektor Pionello (Torsten Erhardt) und seine Frau Esmeralda ( Juli Eberle) ihre neue Seiltanznummer üben. Entsetzt über die Szene fängt Pfingstl beim betreten des Saals an wie wild zu erklären, dass das kein Zirkus ist „Nix Zirkus!“ doch die beiden scheinen nicht zu verstehen. Auch der Richter muss später feststellen, dass die Pionellos der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Erst der Impresario Herr Lüders (Max Hars) bringt Licht in das Sprachen Wirrwarr. Als Kläger tritt ein alter Bekannter auf, Bürgermeister Pfaffinger fühlt sich um sein Geld betrogen, da er keine der Attraktionen bei der Vorstellung in den vergangenen Tagen gesehen hat. Die Sprachbarriere sorgt bei dieser Verhandlung immer wieder für Probleme – die Tomteuere wollen doch einfach nur ihr Können zeigen. Schwertschlucken, Feuerspucken und Messerwerfen, doch da hat auch die Kellnerin von der Post ihre Einwände.
Der viele Trubel in den Verhandlungen wurde in den Pausen gekonnt von den Ponader Boum und den Trachten der Goldbachtaler untermalt. Für das richtige Ambiente sorgten nicht nur der Bühnenbau und die Technik der Theatergruppe, sondern auch das Publikum, das die Schauspieler immer wieder durch Gelächter und Klatschen animierte. Ein paar von ihnen kamen sogar in passender Kleidung und was für großen Zuspruch der Organisatoren sorgte. Getrunken wurde natürlich aus Steinkrügen, wie sich das für einen richtigen Besuch im Amtsgericht gehört. „Schön ist es hier hinterm Saal, das solltet ihr öfter machen!“, sagte ein Zuschauer am Ende. Na dann schau mer mal.