Es ist die Zeit des Volksschauspiels, die an Wochenenden die Säle füllt und die den Gästen, die schon im Spätherbst auf den Beginn des Kartenvorverkaufs warten, um dann möglichst schnell zuzuschlagen und sich einen guten Platz zu sichern. „Krach um Jolante“ von August Hinrichs steht heuer auf dem Spielplan der Theatergruppe Brand. Sechsmal gefüllter Mehrzwecksaal war vorprogrammiert und der einer wieder erfolgreichen Theaterssaison stand nichts mehr im Wege.
Was ist es nun, was den Theatermachern diesen Erfolg beschert?
Vieles kommt hier wohl zusammen und der Unterhaltungswert eines solchen Abends eines solchen Abends ist in mehreren Parametern begründet. Es ist stets ein lustiger Abend mit deftig gewürzten Dialogen, der die Gäste nicht fordert, aber eben gut unterhält. So will man`s haben! Alles andere läuft täglich in zig Programmen im Fernsehen. Die Schauspieler kennt man, als wird es spannend, ob die Anforderungen, die man stellt, auch erfüllt werden. Vielleicht ist es auch die nostalgische Idylle, nach der man sich in der aus den Fugen geratenen Welt wenigstens einmal für zwei Stunden sehnt. Genauso wie sie die Brander auf die Bühne gebracht haben, diese Stückchen heile Welt, die es halt nur noch im Theater gibt.
Wo Doktor, Pfarrer und Lehrer im Dorf noch ein hohes Ansehen genossen und vor allem ein meist unbeholfener Polizist, der seine Kompetenz, allein für die Durchsetzung des Rechts zuständig zu sein, vor allem aus der Tatsache ableitet, dass er Beamter; er ist stets dienstlich unterwegs und pocht deshalb auf Beachtung seiner Anweisungen. Stefan Jungnickl, der diesen wichtigtuerischen Wachtmann sehr überzeugend spielt, hätte jedenfalls kein Notizbüchlein gebraucht, denn zum Festhalten wichtiger Sachverhalte kommt er gar nicht. Da nehmen die Bauern und Knechte den armen Schlucker auf dem Dienstfahrrad ständig hoch, dass er seine ganze Kraft aufwenden muss, um sich gegen diese gebündelte Bauernschläue zu wehren. Immerhin geht es gegen das Finanzamt und da schließt wohl keiner aus. Schulden hat er, der Jakob Sterff, die er bezahlen könnte, aber er will es denen einfach zeigen. Markus Philipp schlüpfte in diese Rolle, mimte den unnachgiebigen, manches Mal arroganten Bauern, der im Hause mehr oder weniger erfolgreich den Patriarchen zu spielen versucht und diese Eigenschaft bewusst einsetzt, als ihm der Gerichtsvollzieher seiner Zuchtsau Jolante den Kuckuck auf den Buckel klebt. „Jetzt erst recht!“ sagt sich der alte „Sturschädel“ und das ganze Dorf ist auf seiner Seite! Immerhin gelingt des dümmlichen Polizisten die Sau mitzunehmen und ins Spritzenhaus zu sperren. Dort bleibt sie nicht lang, denn schon bei Beginn des zweiten Aktes hängt Jolante, in der Nacht entführt und im Morgengrauen geschlachtet, in zwei Hälften draußen. „A su a Aufregung wecha a altn Sau!“ fasst Anni, Jakobs Tochter die aktuelle Situation zusammen. Sie, die gleich haben könnte, aber nur einen mag, lässt trotz Anraten von Sophie, der Magd am Hof Sterff, die „Bombenpartie“, das arme Dorfschulmeisterlein (Benedikt Drehobel) sausen und kümmert sich eher um den jungen Bauern von nebenan: Wastl! Viele Charaktere sind hier zusammengezogen, um der Vielfalt eines Dorflebens Ausdruck zu geben. Wer könnte besser die Sophie spielen als Veronika Krauß? Authentisch in der Gestik und Mimik und sauber angepasst in der Sprache identifiziert sie sich mit ihrer Rolle und meistert diese grandios. Und das ist Anni, manches Mal cool und sehr sachlich, dann sich doch wieder emotional in die Sache vertiefend. Regisseurin Vroni Söllner hatte mit Andrea Gutt eine gute Wahl getroffen. Dann mischen auch noch der gerissene Nachbar Toni (Rudolf Söllner), der eher zurückhaltende Hias (Lukas Schlicht) und Musiker (Moritz Ponader) am Geschehen mit, um das Wirrwarr auf die Spitze zu treiben. Am Ende des zweiten Akts ist das geschafft, die Lösung muss nun der letzte bringen. Es geht relativ schnell! Anni hat die Schulden ihres Vaters bezahlt, darum ist die ganze Aufregung nicht mehr nötig. Am Tisch in harmonischer Runde sitzt schließlich auch der Gendarm. Nein, so dumm ist er auch wieder nicht. Das Kesselfleisch lässt er sich nicht entgehen! Ende gut, alles gut! Das Publikum tobt und zollt dankbar Applaus!