Schrecklich lustige Piraten

Man erinnert sich noch an die Anfangsjahre der Theatergruppe, als 20 Jugendliche zur Kirwa mit einem Leiterwagen durchs Dorf zogen. Wenig später schoben sie dann die ersten Kinderwagen mit und die Brander freuten sich, dass sich junge Familien zur Brauchtumspflege zusammen gefunden haben. Am Wochenende nun haben die, die damals in den Kinderwagen lagen, zusammen mit ihren Eltern, rund 350 begeisterten Zuschauern ein „Theater—Air“ beschert, das allen Respekt verdient.

2015_Piratenschule_Gruppenbild

Brand.(ld) Die Entwicklung der Brander Laienspieler hat also eine überaus erfreuliche Entwicklung genommen: Jugendarbeit in ihrer besten Form. „Die Schule der Piraten“ war ein grandioser Erfolg, trotz des kühlen Samstagabends, der den Akteuren und allen, die an der Vorbereitung und Durchführung dabei waren, zumindest kühles Nass von oben ersparte, wenn auch die Besucher dieses wunderbaren Abends immer durch Blicke in den westlichen Himmel, wo sich doch Einiges zusammenbraute, abgelenkt wurden. Es traf wohl andere und störte den Abend im ehemaligen Schulhof nicht. Dort hatten es sich schon lange vor Beginn viele Besucher gemütlich gemacht, hatten sich mit Bier und scharfer Piraten-Pfanne versorgt, um sich auf einen gemütlichen Abend mit Witz und Humor und vor allem der Freude an den schauspielerischen Leistungen der Jugendgruppe der Theatergruppe zu erfreuen.

Die, die damals die Kinderwagen schoben, waren auch dabei, hatten sich obligatorisch für das Piratenstück mit Kopftuch, Hut und Säbel ausgerüstet, sodass der Abend ein Gesamtwerk von zwei Generationen wurde. Welch einen eindrucksvollen Beweis für erfolgreiche Jugendarbeit lieferte die Theatergruppe an diesem Abend! Was für eine wunderbare Gemeinschaft ist hier in den letzten Jahren herangewachsen! Nur durch eine solche konnte dieser Versuch einer neuen Veranstaltungsform in Brand von Erfolg gekrönt sein. Denn alle waren gefordert, um schon Wochen vor dem Abend ein tolles Bühnenbild zu schaffen, Möbel zu zimmern, Utensilien heranzuschaffen und schließlich das Stück so auf die Bühne zu bringen, dass es für Jung und Alt interessant und kurzweilig wurde.

Das Problem der Akustik musste ebenso gelöst werden wie 20 Headsets besorgt werden mussten, damit die jungen Schauspieler auch in allen Ecken des Platzes zu hören und zu verstehen waren. Technik im Wert von 60 Tausend Euro stand schließlich im Schulhof und im Mehrzwecksaal, wo erstmalig auch die hintere Tür der Bühne geöffnet war, hinter der sich die Technikzentrale befand. Nicht weniger als 25 Helferinnen und Helfer listete das Programmheft neben den 24 Kindern und Jugendlichen auf, die die Freilichtbühne bevölkerten. Gar nicht genannt noch die vielen Helfer, die für die Verpflegung zuständig waren.

Nachdem Vorsitzender Jochen Erhardt schließlich die Gäste begrüßt und den doch recht heftig wehenden Wind als „selbstverständlich bestellte steife Brise“ deklariert hatte, erfüllte kerniger Sound den Platz und das Stück konnte beginnen. Durch einen Zauber landen die beiden Kinder Timo und Tina im Jahr 1710 auf der Insel „Totumba“. Hier stellen die beiden fest, dass in der Kneipe „Zum Roten Papagei“ eine Piratenschule betrieben wird. Hier ist es Aufgabe des Lehrers „Kapitän Blackbeard“ (Lukas Schlicht) und seiner Kollegin, der „Schwarzen Witwe“ (Sarah Glowka), ihre Schüler im „Angst machen“ und „Böse sein“ zu unterrichten.

Tina und Timo nehmen zunächst am Unterricht teil und lernen Prinzessin Elisabeth (Lena Scherm) kennen. Doch bald schon wollen alle nur noch nach Hause. Da führt der Zauberspruch auch Herrn und Frau Kleinschmitt (Hannes Scherm und Maria König) auf die Pirateninsel und schnell gibt es ernsthafte Probleme. Diese können nur durch Zusammenhalt gelöst werden.

Die beiden haben das „Zauberbuch“ dabei und so gelingt es schließlich der Familie, unbeschadet an den heimatlichen Küchentisch zurückzukommen. Erzählerin Leonie Reiß führte sehr selbstbewusst durch das Stück und das im oberpfälzer Dialekt, der so gar noch zum Flair des Stücks passen wollte und gerade deshalb ihrem Part einen besonders witzigen Charme verlieh. Nicht minder die schauspielerische Leistung aller jungen Akteure, die zum Teil zum ersten Mal auf der Bühne standen, zum ersten Mal ein Headset mit all seinen Tücken trugen und ihren Part hervorragend meisterten. Die vielen Proben – dreimal pro Woche in der Zeit vor der Aufführung – hatten sich gelohnt, um die Sicherheit zu gewinnen, die nötig ist, um sich so frei und ungezwungen geben zu können, wie es eine überzeugende Darstellung nun einmal verlangt. Von Lampenfieber am Tag der Aufführung deshalb keine Spur, eher beherrschte große Spielfreude die Szenen, die von einem dankbaren Publikum immer wieder mit starkem Applaus bedacht wurden.

Die anschließend geplante Party danach litt dann etwas unter der doch deftigen Kälte, die sich im Laufe des Abends breit gemacht hatte. Dafür wurden alle Mitwirkenden vor und hinter der Bühne am Sonntag zur zweiten Aufführung mit Traumwetter belohnt und vor allem mit einem hervorragenden Besuch. Die Autos belegten alle Plätze entlang der Max-Reger-Straße. Und anschließend wurde der Erfolg auch kräftig gefeiert. Gibt es wieder einmal ein Open-Air von der Theater-Jugend? Es scheint so, denn am Rande war zu vernehmen, dass sie sich an ein eigenes Stück wagen wollen. Man wird sehen. Die Besucher sehen dem erwartungsvoll entgegen, denn die Messlatte liegt nach diesem Auftakt doch ganz schön hoch.