Urmel auf Umwegen

„Die Augsburger Puppenkiste war…?“ „Spitze!“ Die laut hinausgerufene Frage des Vorsitzenden der Theatergruppe, Jochen Erhardt, und die nicht minder überzeugend klingende Antwort war Ausdruck der Freude über eine gelungene Veranstaltung. Da aber hatte sich der Mehrzwecksaal in Brand bereits zum dritten Mal geleert. Eine geplante Aufführung der Augsburger Puppenkiste musste um zwei zusätzliche Vorstellungen erweitert werden. In einem bisher nicht gekannten Run auf Tickets waren die 200 Plätze im Saal dreimal in weniger als zwei Stunden verkauft worden. Und so sorgte „Urmel“ am Samstag und Sonntag mehrmals für restlos zugeparkte Straßen rund um den Mehrzwecksaal. Absolut verlässliche Zusammenarbeit war nötig, um den Saal für das Gastspiel der Augsburger Puppenkiste vorzubereiten. Das ist bei der Theatergruppe selbstverständlich. Die Tribüne war aufgestellt, für Speisen und Getränke war gesorgt und die Logistik perfekt eingerichtet, die schließlich erkennen ließ: Alles da, alle Plätze besetzt! Es kann losgehen!

Die aufklappbare Bühne – Markenzeichen des Augsburger Puppentheaters – stand schon auf der Bühne. Die Türen wurde für das erste Bühnenbild geöffnet und die vier Puppenspieler begrüßten die Gäste hinter der Bühne stehend. In offener Spielweise wurde das Stück präsentiert: Eine Frau und drei Männer zogen sichtbar vor der Bühne die Fäden und ließen ihre Schützlinge vor dem sich schnell verwandelbarem Hintergrund agieren. Dann war es da: das Urmele! Mama Wutz kam hinzu und das Spiel begann. Mama Wutz war krank und brauchte Rizinus-Öl. Leider klingt nun Rizinus ähnlich wie Rhinozeros und diese Verwechslung führte zu Urmels Reise nach Afrika, denn nur dort gibt es diese großen Tiere. Leider klappte es nicht sofort mit dem angestrebten Ziel und so führte der Weg über die Osterinsel, wo Urmel mit einem dummen Osterhasen ins Gehege kam.
Auf einer Vulkaninsel musste der feuerspeiende Gluto außer Gefecht gesetzt werden, wobei ein supergescheiter „Stein des Weisen“ perfekte Erklärungen lieferte. Mit dessen Hilfe fand das Urmel Afrika. Dort schließlich hörten die Freunde ein gefährliches Rhinozeros aus einem hohlen Baum brüllen. Endlich zeigte es sich – als handteller großes nettes Tierchen, das unter seiner Größe leidet. „Alle lachen, wenn sie mich sehen!“ Urmel nicht! Es ist immer freundlich und nett und lacht nur aus Freude, weil das Rhinozeros so ungefährlich ist. Ende gut, alles gut!“ Alle zurück in der Heimat, Irrtum schnell geklärt, Mama Wutz gesund und das freut auch Professort Tibatong, der das leicht verwechselbare Rezept verordnet hatte.

Nett und auch sehr einfältig präsentierte sich Urmel in Brand den rund 600 Besuchern und der kleine Sprachfehler, jedes „k“ zum „t“ zu machen, verstärkt den Eindruck des Unbeholfenen und wirkt so dumm, dass es schon wieder liebenswürdig ist. Der „tomische Osterhase“, ebenso lieb wie alle anderen Tiere, wirkt so angesprochen, einfach herrlich komisch.

Der Text kam von der CD, die große Fingerfertigkeit der Puppenspieler ließ die Tiere „lebendig“ werden. Beeindruckend gut gelöst der „Bühnenumbau“! Zwei neue Flächen aufgeklappt und schon ist das neue Bühnenbild da. Grüner Stoff vor der Bühne ersetzt die Wiese und blaue Folie das Wasser. So lässt sich auch ganz leicht das Bespritzen und Löschen des feuerspeienden Vulkans darstellen.

Wer meint, nur Kinder mit ihren Eltern hätten Urmele besucht, der irrt. Auch viele Erwachsene erinnerten sich wohl an „Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer“ aus Fernsehsendungen in ihrer Kindheit und wollten einmal „live“ dabei sein.

An Jim Knopf wurde zumindest musikalisch erinnert, als sich kleine und große Besucher nach Abschluss um die Bühne drängten, um Urmel und seine Freunde einmal aus der Nähe zu sehen und zu streicheln. Als Untermalung lief dazu die „Insel mit zwei Bergen“. Schön war`s, alle großen und kleinen Besucher freuten sich über das Gastspiel der Augsburger Puppenkiste, wenn auch ein letzter Wunsch nicht erfüllt werden konnte: Autogramme! Das „tönnen“ das Urmele und seine Freunde leider nicht. (No.)